Daniela empfiehlt, das Gedicht „Zeit“, geschrieben 1999 von ihrer Freundin Gesa Bleckwedel. Es beschreibt gut, woran es uns heute grundsätzlich fehlt und was es für ein besseres Morgen bräuchte.
Zeit
Während sich die Erde dreht,
Kann man sehen wie die Zeit vergeht
Und nichts mehr still steht.
Wo ist die gute alte Zeit,
Die Flügel verleiht und befreit?
Sie ist weg und ich seh’ nur Arbeit.
Was ist Unbeschwertheit?
Ahnst Du die Höllenbeschleunigung?
Es ist wie eine Verschwörung
Der Zeit und der Welt,
Die niemand mehr aufhält,
Geschweige denn aushält.
Dies Spiel spielen wir Runde für
Runde,
Doch jetzt ist Stunde für Stunde
So kurz wie eine Sekunde
Und Tag für Tag für Tag
So kurz wie ein Herzschlag.
Ich tu’ nur, was ich muss
Und nicht, was ich mag.
Was?! Wie ist bitte die Zeit
Drauf?
Was für ein krass schneller Ablauf!
Jemand macht das Autofenster auf.
Der Hund hält seine Schnauze raus.
Ich höre die quietschenden Reifen.
Was der Hund sieht, sind nur noch
Streifen.
Doch er ist zu schnell, um sie zu
begreifen.
Ich auch, aber Lassy findet’s lässig.
Herrchen geht auf Hundertachtzig –
Das findet Lassy stressig.
Ich auch! Ich bin schon außer Atem!
Kann die Zeit nicht mal auf mich
warten?
Das Spiel ist Scheiße, ich will neue
Karten…
Ich glaub’, ich bin schon auf
Zweihundert:
Mein Drehwurm hat mich nicht
Verwundert,
Aber jetzt verlier’ ich die Besinnung
Und krieg’ `ne richtig üble Stimmung.
Mein Fahrer hat die Kontrolle
Verloren,
Das find’ ich von ihm unverfroren.
Ich halte mir die Ohren
Und öffne meinen Mund:
„Hey, Du blöder Hund,
STOP! Gefälligst den Zeitschwund!“
– Pause –
Fest steht, dass ich nicht mehr sause,
Ich fühle mich wieder zu Hause.
Meine Augen werden groß
Denn ich bin schwerelos!
Geil hier, wo bin ich bloß?
Wo bin ich eben hingereist?
In die Welt der Lösung, und die heißt
Geist.
Wer hier war, weiß wie er sich
durchbeißt,
Auf Stress scheißt.
Such ihn, bevor Du das Handtuch
schmeißt.
Das Stichwort heißt Entschleunigung.
Es ist wie eine Vereinigung von Dir
und der Welt,
Die niemand mehr aufhält,
Ohne die Du’s nicht aushältst.
Das spielst Du Rund für Runde.
Doch jetzt ist jede Sekunde
So lang wie eine Stunde
Und jeder einzelne Herzschlag
So lang wie ein ganzer Tag.
Ich tu, was ich muss und erst recht
was ich mag.
– Gesa Bleckwedel