Stellungnahme


Stellungnahme zur Verschiebung des Podiums „Zwischen Radikalität und Aushandlung“

Wir als Organisierende verschieben die Podiumsdiskussion „Zwischen Radikalität und Aushandlung: Die Klimabewegung im Spannungsfeld von gelebter Utopie und gesamtgesellschaftlichen Wandel“, da wir aufgrund der aktuellen medienöffentlichen Entwicklungen die Gefahr sehen, als Spielball von Journalismus, Stadtpolitik und Stadtöffentlichkeit benutzt zu werden. Wir planen das Podium jedoch zeitnah öffentlich in einem anderen Rahmen stattfinden zu lassen. Folgende Gründe haben uns zu dieser Entscheidung bewogen:

Unsere für den 02.02.2021 organisierte Veranstaltung wurde unseres Erachtens im Vorfeld Teil einer undifferenzierten und nicht gründlichen Berichterstattung der Lokalpresse. So wurden wir zum Beispiel zu keinem Zeitpunkt als Organisierende des Podiums direkt von der Presse um eine Stellungnahme gebeten. Die Presse hat sich keine Zeit genommen, Hintergründe und Motive des von uns geplanten Podiums zu recherchieren. Im Zuge dieser Berichterstattung, die Zweifel an der journalistischen Sorgfaltspflicht aufkommen lässt, wurde das Podium ohne größeres Hintergrundwissen von Teilen der Stadtöffentlichkeit skandalisiert. Aus diesem Diskurs heraus wurden Aufforderungen an den Universitätspräsidenten herangetragen, das Podium zu unterbinden. In Folge dessen hat Prof. Dr. Werner Reinhart uns darüber informiert, dass die Podiumsdiskussion nicht wie geplant als öffentliche Veranstaltung der Universität stattfinden darf. Von dieser Entscheidung waren und sind wir schwer enttäuscht.

Die Entscheidung hat bei den Podiengästen sowie bei einer Vielzahl an Konferenzteilnehmenden ebenfalls zu Unverständnis und Enttäuschung geführt. So hat unsere Diskutantin, die Landtagsabgeordnete von Bündnis 90/ Die Grünen, Aminata Touré, angekündigt, nicht an diesem Podium teilzunehmen, falls es, wie von Prof. Dr. Reinhart vorgeschlagen, in einen hochschulöffentlichen Rahmen verlegt wird. Ihre Stellungnahme im Wortlaut: „Ich hätte sehr gerne an der Podiumsdiskussion mit Charlotte Stenzel, Hanna Poddig und Prof. Dr. Stefan C. Aykut teilgenommen, um eine öffentliche Diskussion über dieses wichtige Thema zu führen. Gerade wenn es öffentlich so viel Kritik gibt, hätte man die Debatte dazu öffentlich führen müssen. Besonders wenn man über den Titel der Veranstaltung nachdenkt. Diese Debatte nun unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu führen, halte ich nicht für zielführend. Ich bin aber jederzeit wieder bereit, an einer öffentlichen Debatte teilzunehmen.“

Den Auschluss der Öffentlichkeit sehen wir in diesem Kontext ebenfalls kritisch. Ziel unseres Podiums war und ist es, einen Aushandlungsraum für die Frage der Gestaltung einer sozial und ökologisch gerechten Zukunft zu schaffen. Dafür ist es in unseren Augen notwendig, ein breites Spektrum innerhalb der Klimabewegung anzuhören.

Die Kritik von einzelnen Teilen der Stadtöffentlichkeit am Podium führt in unseren Augen zu einer gezielten Polarisierung des Konflikts. Gerade in dieser Situation bräuchte es im Gegenteil genau die öffentlichen Aushandlungsräume, wie wir sie mit unserem Podium schaffen wollen. Es geht einigen Akteur:innen scheinbar nicht um unser Anliegen, einen gesellschaftlichen Aushandlungsraum zu schaffen. Im Gegenteil sehen wir uns als Spielball für jeweils eigenen politischen Kämpfe benutzt.

Da wir jedoch der Überzeugung sind, dass diese Diskussion stattfinden sollte, sehen wir uns schweren Herzens gezwungen, die Podiumsdiskussion nach Rücksprache mit den Podiengästen auf einen Zeitpunkt nach der Konferenz zu verschieben. In welchem Rahmen diese stattfinden wird, ist dabei noch nicht klar. Wir wünschen uns, dass die Diskussion um dieses Podium nicht die Vielzahl an anderen Veranstaltungen der Konferenz unsichtbar macht. In diesen gehen wir weiterhin öffentlich in den Austausch über Wege in eine sozial und ökologisch gerechte Zukunft.

Wir sind dankbar für die Solidarisierung mit unseren Anliegen, die uns bereits zu Teil geworden ist. Wir brauchen öffentliche Aushandlungsräume über sozial und ökologisch gerechte Zukünfte!